Martin Kamp

Martin Kamp Autorenportrait

Eiskalte und kochendheiße Worte aus lauwarmer Buchstabensuppe fischen und sie so anrichten, dass Leidenschaft glüht, Sprache glänzt und alles einen Sinn ergibt – das ist für mich schreiben.

Ein Nachruf auf unseren Schreibkollegen

Der Autor Martin Kamp ist am 8. Oktober 2020 nach kurzer schwerer Krankheit verstorben.

Er wird von nun an fehlen. Uns bleibt nur der Blick zurück auf einen Menschen, den wir in hohem Maß wertgeschätzt und respektiert haben.

Martin war ein wortgewandter Schweiger. In der Begegnung zurückhaltend, ein aufmerksamer und geduldiger Zuhörer, in seinen geschriebenen Texten aber beredt und voll sprühender Erzähllust.

Farbig seine Sprachbilder, die Dialoge von tiefgründigem Wortwitz, seine Figuren skurril, doch darin genau gezeichnet, zutiefst menschlich und immer liebenswert.

Martins erzählte Welt war kein reines Idyll und die Menschen, die er beschrieb, keine Helden auf den ersten Blick. Es waren kleine Menschen in einer kleinen, ländlich fernen Welt. Doch schien das wirkliche Leben in ihnen deutlich auf – darin lag Martins Kunst.

Sie waren in Geschichten verstrickt, die auf tief empfundenen Schicksalen gründeten. Sie mussten absurde Kämpfe kämpfen, um ihren Kopf über Wasser zu halten, und sie taten es mit oft grotesker Komik und dem Mut der Verzweiflung. Sie durften scheitern, trauern und verzagen, aber sie durften auch glauben, lieben und hoffen. Vor allem durften sie aus der Summe ihrer Missgeschicke lernen, daran wachsen und schließlich ihre kleinen Siege feiern. Das machte sie am Ende groß.

Martins Erzählen war unpathetisch. Aber es war getragen von einer großen Solidarität mit seinen Figuren, die er bei all ihrer Verschrobenheit nie ins Lächerliche abgleiten ließ.

Liebend gern hätten wir erfahren, wie es Jochen und Eleonore, den beiden Helden seines unvollendet gebliebenen Romans, am Ende gelingt, sich aus den Fesseln ihrer jeweiligen Lebensgeschichte zu befreien und zueinanderzufinden. Einfach hat er es ihnen – und sich selbst – damit nicht gemacht.

Und auch darin war er nah am Leben, das ihm die Zeit dann leider nicht mehr ließ, die letzten losen Fäden zusammen zu führen.

Leb wohl, Martin! 

Wir vermissen Dich.

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